Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergie

Sie leiden häufig an Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall nach dem Essen scheinbar aus heiterem Himmel?

Sie könnten an einer Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln leiden.

Laktose-Intoleranz

Die häufigste Nahrungsmittelunverträglichkeit ist die Unverträglichkeit gegenüber Milchzucker, die sogenannte Laktose-Intoleranz. In Deutschland entwickeln ca. 15% der Menschen im Laufe des Lebens eine Laktose-Intoleranz. Dagegen ist die Laktose-Intoleranz z. B. in Griechenland, Italien und der Türkei noch wesentlich häufiger (bis 50%). In Süd- und Ostasien entwickelt die Mehrzahl aller Menschen eine Laktose-Intoleranz, in China fast 100%!

Laktose ist ein bestimmter Zucker, der natürlicherweise in der Muttermilch sowie der Milch aller Säugetiere vorkommt. Die Laktose gibt der Milch ihren leicht süßlichen Geschmack. Die Laktose muss im Körper (genauer: im Dünndarm) gespalten werden, um in den Körper aufgenommen zu werden. Dies wird von einem speziellen Eiweißmolekül (Enzym) bewerkstelligt, das Laktase genannt wird. Dieses Enzym spaltet im Dünndarm die Laktose, damit diese ins Blut aufgenommen werden kann. Besteht ein Mangel an Laktase, gelangt ungespaltene Laktose in den Dickdarm, wo sie auf Bakterien trifft. Diese Bakterien vergären die Laktose und produzieren dabei übelriechende Gase, außerdem zieht der Zucker Flüssigkeit. In der Folge kommt es vor allem zu Darmwinden und Blähungen, Bauchdrücken bis -krämpfen, Übelkeit, Erbrechen und häufig auch zu spontanen Durchfällen.

Möglichkeiten der Diagnose einer Laktose-Intoleranz:

  • Selbsttest: wenn Sie ohnehin schon festgestellt haben, dass Sie prompt auf Milch, Sahne oder Speiseeis mit Bauchbeschwerden reagieren, kann die Diagnose auch so gestellt werden, eine Testung bringt dann im Grunde keine Zusatzinformation
  • Funktionstest mittels Laktose-H2-Atemtest. Untersuchungsdauer mind. 2-3 h (Kassenleistung)
  • Seit einiger Zeit ist ein Schnelltest zur Diagnose einer Laktoseintoleranz verfügbar

Informationen zum Schnelltest:

Falls bei Ihnen eine Magenspiegelung geplant ist, kann jetzt zusätzlich die Laktoseintoleranz diagnostiziert werden. Der Test basiert auf der Analyse einer Biopsieprobe aus dem oberen Dünndarm (Zwölffingerdarm, Duodenum). Mit Hilfe von Reagenzien wird durch eine Farbreaktion innerhalb von nur 20 Minuten eine mögliche Intoleranz gegenüber Milchzucker nachgewiesen.

 Vorteile des Tests:

  • sie benötigen keine 2-3 h Praxisaufenthalt wie bei einem H2-Atemtest
  • einfache Durchführung im Rahmen einer Gastroskopie (Magenspiegelung)
  • das Testergebnis liegt bereits unmittelbar nach der Untersuchung (ca. 20 min) vor

Da die Mehrkosten zum Einsatz dieses neuen Verfahrens von gesetzlichen und auch einigen privaten Kassen nicht übernommen werden, müssen wir Ihnen diese als Wahlleistung (IGEL) in Rechnung stellen.

Für die angebotene Leistung berechnen wir 65 € (Untersuchungsaufwand, Interpretation, Materialkosten), die bei Kassenpatienten in bar oder mittels EC-Karte vor der Untersuchung zu entrichten sind. Bei Privatpatienten erscheint der Betrag auf der Rechnung der privatärztlichen Verrechnungsstelle. Wenn Sie sich für diese neue Methode entscheiden möchten, bitten wir Sie, diesen Bogen unterschrieben am Empfang abzugeben.

Die Behandlung einer Laktose-Intoleranz besteht in einer Einschränkung der Aufnahme von Milchzucker vor allem durch Laktose-reduzierte Produkte wie Laktose-arme Milch etc.. Joghurt, Quark und Käse werden meist gut vertragen, da nur relativ wenig Laktose enthalten ist. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, das fehlende Enzym in Form von Laktase-Kapseln (erhältlich in jeder Apotheke) zu sich zu führen, wenn man mal z.B. auf ein Eis mit Sahne nicht verzichten will. Die Kapseln wirken dann für diese eine Mahlzeit, die Beschwerden bleiben aus.

Laktose wird vielen Produkten zugesetzt, wie Brot, Getreideriegel, Fertiggerichten, Würzmischungen, Wurstwaren, mariniertem Fleisch, Teig, Bonbons und Speiseeis, Schokolade, Instantprodukten, Tütensuppen. Ein Grund für die Zugabe von Milchzucker ist das vom Food-Designer gewünschte „Mundgefühl“, das den Geschmack positiv beeinflusst. Die meisten Betroffenen vertragen jedoch nahezu beschwerdefrei kleinere Mengen an Laktose, so dass eine völlige Meidung gar nicht notwendig ist.

Fruktose-Intoleranz

Die zweithäufigste Nahrungsmittelunverträglichkeit wird durch Fruchtzucker (Fruktose) ausgelöst. Fruktose kommt in erster Linie in Obst, aber auch in Gemüse, Getreide etc. vor. Die Beschwerden sind ähnlich wie bei der Laktose-Intoleranz. Da die Fruktose auch häufig versteckt in Nahrungsmitteln vorkommt, kommen die Patienten meist nicht selbst auf den Zusammenhang ihrer Beschwerden mit Fruchtzucker.

Auch bei der Fruktose-Intoleranz gilt heute der sogenannte H2-Atemtest als „Goldstandard“ (d.h. als bester Test zum Ausschluss oder Nachweis).

Selten können auch Unverträglichkeiten gegen beide Zucker vorliegen. Im Einzelfall wird dann noch ein dritter Atemtest zum Ausschluss einer sogenannten bakteriellen Dünndarmfehlbesiedlung notwendig.

Echte Nahrungsmittelallergien und orales Allergie-Syndrom (OAS)

Die oben genannten Unverträglichkeiten gegen Laktose und Fruktose haben nichts mit einer echten Allergie zu tun. Eine Milchallergie zum Beispiel richtet sich gegen das Milcheiweiß, ist eine typische Erkrankung des Säuglings und kann z.B. Neurodermitis auslösen. Im Erwachsenenalter sind echte Milchallergien ausgesprochen selten.

Bekannt sind Allergien z.B. gegen Nüsse. Hier führt der Verzehr allerdings nicht zu Bauchbeschwerden, sondern diese Sofort-Allergien zeichnen sich dadurch aus, das innerhalb von Minuten sogenannte anaphylaktische Reaktionen wie Atemnot und Hautausschlag auftreten können.

Bei Birken- oder Beifußallergikern kann eine Kreuzallergie bei Verzehr von z.B. Äpfeln oder Sellerie auch zu Brennen im Mund, Ruckreiz im Rachenraum, Rötung, Schwellung der Zunge, Taubheit und Schwellung der Lippen bis zu Schwellungen im Kehlkopfbereich führen, die auch Atemnot verursachen können. Dies wird unter der Bezeichnung „orales Allergie-Syndrom“ (OAS) zusammengefasst.

Gluten-Allergie (Zöliakie, Sprue)

Gluten ist ein in verschiedenen Getreiden enthaltendes Eiweiß, das durch eine allergische Reaktion im Dünndarm eine Veränderungen der Dünndarmschleimhaut bedingen kann, sodass alle möglichen Nährstoffe dort nicht mehr aufgenommen werden können. Das Vollbild der Erkrankung besteht in schweren Durchfällen, Gewichtsverlust und häufig Eisen- oder Vitaminmangel. Insbesondere bei Kindern können manchmal jedoch auch nur unklare, leichtere Bauchbeschwerden Vorboten einer Gluten-Allergie sein.

Durch neuartige Laborbestimmungen (Blutprobe mit Antikörperbestimmung) kann heutzutage eine Glutenallergie mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Sind die Antikörper jedoch positiv, muss eine Gastroskopie mit einer Probenentnahme aus dem Dünndarm erfolgen, um die Diagnose zu sichern. Die Konsequenzen bei Nachweis einer Gluten-Allergie sind erheblich: die Nahrung muss häufig lebenslang auf eine Gluten-freie (nicht Gluten-arme!!) Diät umgestellt werden. Dann erholt sich die Dünndarmschleimhaut allmählich.

Histamin-Intoleranz

Unter Histamin-Intoleranz versteht man eine Unverträglichkeit von Histamin, das mit der Nahrung aufgenommen wird. In 80% der Fälle sind Frauen im mittleren Alter betroffen. Ursache kann ein Mangel an dem Histamin-abbauenden Enzym DAO (Diaminoxidase) sein. Wenn histamin-reiche Nahrung verzehrt wird (z.B. Räucherfisch, Rotwein, reifer Käse), kommt es zu einer pseudoallergischen Reaktion, die Hautrötung oder –ausschlag, Atemwegssymptome wie eine laufende oder verstopfte Nase bis hin zu Asthma oder Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit/Erbrechen auslösen kann.

Die Diagnose wird klinisch gestellt. Eine Bestimmung der Aktivität der DAO im Blut wird von den einschlägigen Fachgesellschaften nicht empfohlen und ist auch keine Kassenleistung.

Die Behandlung besteht in einem Verzicht auf die auslösenden Nahrungsmittel.

Glutamat-Unverträglichkeit (Chinarestaurant-Syndrom)

Glutamat kommt in fast allen Lebensmitteln vor. In europäischer Kost enthalten Hefeextrakt, Brühwürfel, Würzmischungen, Käse (insbesondere Parmesan), Sardellen und reife, konzentrierte oder getrocknete Tomaten besonders viel natürliche Glutamate. Noch mehr natürliche Glutamate sind in asiatischer Kost enthalten, vor allem in Sojasauce und Fischsauce. Als geschmacksverstärkender Zusatzstoff wird Glutamat in Fertig- oder Halbfertigprodukten der Lebensmittelindustrie verwendet, auch in Kartoffelchips und Tütensuppen.

Bereits 10 bis 20 Minuten nach Aufnahme der als Auslöser angesehenen Stoffe kommt es zu Mundtrockenheit, Kribbeln oder Taubheitsgefühl in der Mundhöhle, Juckreiz im Hals, geröteten Hautpartien (z. B. Wangen) mit Hitzeempfindung, Herzklopfen, (Schläfen)-Kopfschmerzen, Gesichtsmuskelstarre, Nackensteifheit, Gliederschmerzen und Übelkeit.